Erstlinientherapie bei NSCLC: Amivantamab-Lazertinib besser als Osimertinib?
Amivantamab in Kombination mit Lazertinib ging bei Patient*innen mit bisher unbehandeltem oder mit Osimertinib vorbehandeltem fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit EGFR-Mutation mit einer klinisch bedeutsamen Antitumoraktivität einher. Cho et al. wollten nun in diesem Zuge den progressionsfreien Überlebensvorteil dieser Kombination im Vergleich zu Osimertinib weiter prüfen und haben eine Phase-III-Studie initiiert.
Osimertinib ist ein selektiver Inhibitor der Tyrosinkinase-Domäne des EGF-Rezeptors, der mit dem Ziel der Tumorwachstumshemmung zur Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) mit EGFR-Mutation zum Einsatz kommt. Nachdem eine Kombinationsbehandlung mit dem bispezifischen EGFR- und MET-Antikörper Amivantamab und dem Tyrosinkinaseinhibitor bei unbehandelten oder mit Osimertinib vorbehandelten Betroffenen eines fortgeschrittenen und EGFR-positiven NSCLC eine langanhaltende Antitumoraktivität zeigen konnten, haben Cho et al. Sicherheit und Wirksamkeit dieser Kombinationsbehandlung im Rahmen einer Phase-III-Studie untersucht.
Dabei legten sie ihren Fokus auf das progressionsfreie Überleben und verglichen die o.g. Kombinationstherapie mit einer jeweiligen Monotherapie mit Osimertinib oder Lazertinib. Das Proband*innen-Screening erfolgte zwischen November 2020 und Mai 2022. Eingeschlossene Personen waren mindestens 18 Jahre alt und litten an einem noch unbehandelten, lokalen, fortgeschrittenen oder bereits metastasierten NSCLC mit nachgewiesener EGFR-Mutation.
Sie erhielten dann – per Zufall und im Verhältnis 2:2:1 eine mehrwöchige Therapie mit Amivantamab i.v. plus Lazertinib p.o., Osimertinib p.o. oder mit Lazertinib p.o.. Als primären klinischen Endpunkt definierte das Forschungsteam das mediane progressionsfreie Überleben und registrierte ferner sämtliche potenzielle unerwünschte Nebenwirkungen. Die Auswertung dieser Publikation konzentrierte sich auf den Intergruppenvergleich Amivantamab-Lazertinib versus Osimertinib.
Objektive Ansprechraten von 86%
Insgesamt konnten 1074 Personen für die Randomisierung berücksichtigt werden. 429 von ihnen im Durchschnittsalter von 64 Jahren mit einem Frauenanteil von 64% erhielten die Kombinationstherapie und 429 im Alter von 63 Jahren und einem Anteil weiblicher Probanden von 59 wurden mit Osimertinib behandelt. Mit 97% in beiden Gruppen litten die meisten Patient*innen an einem Adenokarzinom. 41 bzw. 40% hatten bereits Hirnmetastasen entwickelt.
Mit 23,7 im Vergleich zu 16,6 Monaten zeigten Teilnehmende der Gruppe mit Kombinationstherapie ein längeres progressionsfreies Überleben mit einer Hazard Ratio für Krankheitsprogression oder Tod von 0,70. In Bezug auf die objektive Ansprecherrate ergaben sich für beide Gruppen ähnliche Häufigkeiten von 86 und 85%. In einer geplanten vorläufigen Gesamtüberlebensanalyse von Amivantamab-Lazertinib im Vergleich zu Osimertinib konnte die Hazard Ratio für Tod sogar 0,80 berechnet werden.
Beim Blick auf die Therapiesicherheit mussten Cho et al. in der Gruppe mit Kombinationstherapie eine höhere Anzahl von Nebenwirkungen feststellen, die sie sich vorzugsweise durch EGFR-bedingte toxische Wirkungen erklären konnten. So entwickelten nicht wenige Patient*innen infusionsbedingte Reaktionen, wie venöse Thromboembolien, die wiederum eine Antikoagulation nötig machten.
Die Autor*innen ziehen auf Grundlage dieser Ergebnisse ein positives Fazit zur Wirksamkeit von Amivantamab-Lazertinib auf das progressionsfreie Überleben und konnten dabei eine deutliche Überlegenheit gegenüber einer Monotherapie mit Osimertinib belegen. Trotz häufiger infusionsbedingter Nebenwirkungen sollte folglich eine Kombinationstherapie vor einer Monotherapie den Vorzug erhalten.
Fazit:
In dieser Phase-III-Studie mit Patient*innen mit NSCLC und EGFR-Mutation führte eine Erstlinientherapie mit der Wirkstoffkombination Amivantamab-Lazertinib im Vergleich zur Monotherapie mit Lazertinib oder Osimertinib zu einem längeren medianen progressionsfreien Überleben mit bis zu 23,7 Monaten. Obgleich die Kombinationsbehandlung mit mehr Nebenwirkungen verbunden war, sollte sie anstelle von Osimertinib bevorzugt zum Einsatz kommen.
Quelle:
Simon A. Erstlinientherapie bei NSCLC: Amivantamab-Lazertinib besser als Osimertinib?. Pneumologie 2024; 78(12): 951 – 952. doi:10.1055/a-2372-8278
Publikationsdatum: 13. Dezember 2024 (online)
Autorin: Dipl.-Psych. Annika Simon, Braunschweig