Die Standardtherapie von Patient*innen mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) umfasst die Gabe von Antikörpern, die auf die Immun-Checkpoint-Moleküle PD-1, PD-L1 und CTLA-4 abzielen und allein oder mit Chemotherapie verabreicht werden können. Schuler et al. wollten eine neoadjuvante Therapie mit Nivolumab mit oder ohne Relatlimab bei Betroffenen mit resezierbarem NSCLC testen und haben eine Phase-II-Studie initiiert.

Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) macht schätzungsweise 80% aller Lungenkrebsfälle aus und lässt sich meist nur in einem sehr frühen Stadium kurativ operieren. Nachdem verschiedene Antikörper mit Ziel auf Immun-Checkpoint-Moleküle als Monotherapie oder in Kombination mit einer Chemotherapie bei Betroffenen eines metastasierten NSCLC mittlerweile zur Standardbehandlung geworden sind und als neoadjuvante Therapie das progressionsfrei Überleben nach anschließender kurativer Operation mit Tumorresektion verlängern konnten, haben Schuler et al. die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer neuen Antikörperkombination im Rahmen einer noch laufenden und offenen Phase-II-Studie untersucht.

Dazu wurden insgesamt 60 bislang behandlungsnaive Patient*innen mit resezierbarem NSCLC vor einer geplanten kurativen Operation entweder mit 2 Dosen des Anti-PD-1-Antikörpers Nivolumab in der Dosierung von 240 mg oder mit 2 Gaben einer Kombinationstherapie aus Nivolumab 240 mg und dem Anti-LAG-3-Antikörper Relatlimab in der Dosierung von 80 mg therapiert. Als primären klinischen Endpunkt definierte das Forschungsteam die Durchführbarkeit einer Operation innerhalb von 43 Tagen nach Studienbeginn. Sekundäre Endpunkte umfassten pathologische und radiologische Ansprechraten, pathologisch vollständige Resektionsraten, krankheitsfreies und Gesamtüberleben sowie die Sicherheit im Sinne von Art und Häufigkeit unerwünschter Nebenwirkungen im Gruppenvergleich.

Erfolgsquote von 95%

Jeweils 30 Personen nahmen pro Studiengruppe teil. Sie waren in der Gruppe mit Monotherapie durchschnittlich 64 Jahre alt, 15 von ihnen weiblich. In der Gruppe mit Kombinationstherapie lag das Durchschnittsalter bei 67 Jahren, 13 Personen waren weiblich. Mit 13 bzw. 15 Fällen handelte es sich auf histologischer Ebene am häufigsten um ein Adenokarzinom, gefolgt von Plattenepithelkarzinomen in 10 bzw. 9 Fällen.

In Bezug auf den primären Endpunkt war die Durchführung einer Operation innerhalb von 43 Tagen bei allen teilnehmenden Personen möglich. Die Quote für eine kurative Resektion lag sogar bei 95%. Darüber hinaus konnte eine pathologische Reaktion im Sinne einer Häufigkeit lebensfähiger Tumorzellen von unter 10% und eine objektive radiologische Reaktion in 27% bzw. 10% der Fälle unter Monotherapie und bei 30% bzw. 27% unter Kombinationstherapie beobachtet werden.

Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten lagen das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben nach 12 Monaten bei 89% bzw. 93% unter Nivolumab sowie bei 93% bzw. 100% unter der Kombinationsbehandlung. Mit Blick auf Art und Häufigkeit von Nebenwirkungen konnten beide Behandlungsschemata als sicher bewertet werden. So kamen Nebenwirkungen von einem höheren Schweregrad ab 3 bei 10% bzw. 13% der Patient*innen pro Studienarm vor.

Die Forschungsgruppe zieht daher abschließend ein positives Fazit und bezeichnet die präoperative Immuntherapie mit diesen neuen Wirkstoffen bzw. mit dieser Wirkstoffkombination als durchführbar und sicher. Die duale Zielausrichtung einer Immuntherapie vor Lungenkrebsoperationen stelle somit eine sichere und v.a. auch wirksame neue Therapieoption für Betroffene mit resezierbaren Lungentumoren dar.

 

Fazit:

In dieser offenen Phase-II-Studie mit Patient*innen mit resezierbarem NSCLC erwies sich eine neoadjuvante Immuntherapie mit Nivolumab mit oder ohne zusätzliche Gabe von Relatlimab als sicher und durchführbar und führte in 95% der Fälle innerhalb von 43 Tagen zur erfolgreichen Durchführung einer Tumorresektionsoperation. Schwere Nebenwirkungen ab Grad 3 konnten bei 10% der Patient*innen unter der Monotherapie und bei 13% unter der Kombinationstherapie beobachtet werden.

Quelle:

Simon A. NSCLC: Kurative Resektion nach Therapie mit Nivolumab und Relatlimab?. Pneumologie 2024; 78(11): 825 – 826. doi:10.1055/a-2339-2553

Publikationsdatum: 8. November 2024 (online)

Autorin Studienreferat: Dipl.-Psych. Annika Simon, Braunschweig