Inhibitoren der anaplastischen Lymphomkinase (ALK) sind der Erstlinienstandard bei Patienten mit ALK-positivem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC). Der hirngängige ALK-Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) der 3. Generation Lorlatinib war in der CROWN-Studie gegenüber dem älteren Crizotinib deutlich wirksamer in Bezug auf das progressionsfreie Überleben (PFS) und bestätigte diesen Vorteil nach 3 Jahren Follow-up – unabhängig vom Vorhandensein von ZNS-Metastasen. In einer aktuellen Post-hoc-Analyse wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Lorlatinib nach 5-jährigem Follow-up untersucht.

Höhere Chance, progressionsfrei zu bleiben

 

Insgesamt 296 zuvor unbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem ALK-positivem NSCLC erhielten randomisiert Lorlatinib (100 mg 1-mal täglich, n=149) bzw. Crizotinib (250 mg 2-mal täglich, n=147). Während unter Crizotinib das PFS im Median 9,1 Monate betrug, war der Median des PFS unter Lorlatinib nach 60,2 Monaten Follow-up noch nicht erreicht. In der Lorlatinib-Gruppe waren nach 5 Jahren 60% der Patienten progressionsfrei und in der Vergleichsgruppe 8%.

Von den Patienten, die zu Beginn der CROWN-Studie keine Hirnmetastasen aufwiesen, erreichten unter Lorlatinib 63% und unter Crizotinib 10% ein 5-Jahres-PFS. Bei diesen Patienten betrug die Wahrscheinlichkeit, die Entwicklung von Hirnmetastasen zu vermeiden, 96% (Lorlatinib) bzw. 27% (Crizotinib). Waren zu Studienbeginn Hirnmetastasen vorhanden, erreichten in der Lorlatinib-Gruppe 53% das 5-Jahres-PFS. In der Vergleichsgruppe konnte kein 5-Jahres-PFS ermittelt werden, da entweder alle Patienten progredierten bzw. verstarben oder innerhalb von 2 Jahren zensiert wurden. Unter dem ALK-TKI der 3. Generation betrug die Wahrscheinlichkeit, nach 5 Jahren hirnmetastasenfrei zu sein, 93% (nicht bestimmbar in der Vergleichsgruppe). Der Anteil an Patienten mit einem objektiven Ansprechen betrug unter Lorlatinib 81% und Crizozinib 63%.

Unveränderte Sicherheit

 

Gegenüber den bisherigen Analysen der CROWN-Daten zur Sicherheit ergaben sich keine Veränderungen. In beiden Therapiearmen hatten alle (Lorlatinib) bzw. 99% (Crizotinib) unerwünschte Nebenwirkungen jeden Grades und jeder Ursache. Grad-3/4-Nebenwirkungen traten unter Lorlatinib bei 77% und unter Crizotinib bei 57% der Patienten auf. Die höhere Häufigkeit in der Lorlatinib-Gruppe wurde v.a. durch Hypertriglyzeridämie, Hypercholesterinämie, Gewichtszunahme und Bluthochdruck bestimmt. Das ZNS betreffende, unerwünschte Nebenwirkungen betrafen 42% der Patienten unter Lorlatinib, die zu 86% leicht ausgeprägt waren (Grad 1/2).

 

Fazit:

Auch nach 5 Jahren war die Therapie nicht vorbehandelter, ALK-positiver NSCLC-Patienten mit Lorlatinib der mit Crizotinib überlegen. Es wurde eine verlängerte intrakranielle Wirksamkeit festgestellt. Der deutliche 5-Jahres-PFS-Vorteil durch Lorlatinib sei laut den Autoren das längste bisher berichtete PFS beim fortgeschrittenen NSCLC unter einer einzelnen zielgerichteten Therapie.

Quelle:

Manych M. ALK-positives NSCLC – Lorlatinib auch nach 5 Jahren wirksam. Pneumologie 2024; 78(10): 686 – 687. doi:10.1055/a-2372-8166

Publikationsdatum: 18. Oktober 2024 (online)

Autor Studienreferat: Matthias Manych, Berlin