Durvalumab zeigt bei operablem NSCLC deutliche Überlebensvorteile

Nicht kleinzellige Bronchialkarzinome (Non-Small Cell Lung Cancer, NSCLC) werden oft erst in späten Stadien entdeckt, in denen eine kurative Behandlung schwierig ist, und Rezidive sind keine Seltenheit. Mit der Einführung von Screeningprogrammen wird die Häufigkeit von NSCLC-Frühstadien aber vermutlich zunehmen.

Den Nutzen einer kombinierten neoadjuvanten und adjuvanten Chemoimmuntherapie bei Patienten mit operablem NSCLC hat nun eine internationale Arbeitsgruppe untersucht. Für die Immuntherapie wurde dabei der monoklonale Antikörper Durvalumab eingesetzt, der durch Bindung an den Programmed-Death-Liganden 1 (PD-L1) dessen Interaktion mit PD1 und CD80 (einem Zelloberflächenrezeptor antigenpräsentierender Zellen) verhindert.

Die Mediziner haben zwischen 2018 und 2022 insgesamt 802 Patienten (Durchschnittsalter 65 Jahre, 71,6% Männer) in eine randomisierte Phase-III-Doppelblindstudie aufgenommen. Bei allen Teilnehmern lag ein NSCLC im Stadium IIA bis IIIB vor (≥ 70% Stadium III; ca. 50% mit N2-Lymphknotenstatus). 85% von ihnen rauchten aktuell oder hatten geraucht.

Sie wurden nach dem Zufallsprinzip 1 von 2 Behandlungsprotokollen zugewiesen:

  • 4 Zyklen einer neoadjuvanten, platinbasierte Chemotherapie plus Durvalumab 1500 mg i. v. alle 3 Wochen, Operation, adjuvante Therapie mit Durvalumab 1500 mg i. v. über insgesamt 12 Zyklen alle 3 Wochen (n = 400, Gruppe 1) oder
  • 4 Zyklen einer neoadjuvanten, platinbasierte Chemotherapie plus Placebo alle 3 Wochen, Operation, adjuvante Therapie mit Placebo über insgesamt 12 Zyklen alle 3 Wochen (n = 402, Gruppe 2)

 

Das Intervall zwischen Beendigung der neoadjuvanten Behandlung und OP lag bei ≤ 40 Tagen, das Intervall zwischen OP und adjuvanter Chemotherapie bei ≤ 10 Wochen. Vor Beginn der adjuvanten Chemotherapie musste ein Stadium R0 oder R1 des Tumorresektats nachgewiesen sein.

Als primäre Endpunkte untersuchten die Wissenschaftler

  • die Häufigkeit eines ereignisfreien Überlebens (als Ereignisse galten hier eine inoperable Progression, eine intraoperativ diagnostizierte progrediente Erkrankung, die den erfolgreichen Abschluss der OP unmöglich macht, lokoregionale und/oder Fernmetastasen, Tod unabhängig von der Ursache)
  • das Vorliegen einer pathologisch gesicherten kompletten Remission

 

Wesentliche sekundäre Endpunkte umfassten

  • das Vorliegen einer Majorremission (≤ 10% überlebensfähige Tumorzellen im Primärtumor)
  • die erkrankungsfreie Überlebenszeit
  • die Gesamtüberlebenszeit

 

In die modifizierte Intent-to-Treat-Auswertung (Ausschluss von Patienten mit Mutationen von EGRF oder ALK) gingen 740 Patienten ein, 366 der Gruppe 1 und 374 der Gruppe 2. Dabei fanden die Forscher bei der 1. Interimsanalyse eine signifikant länger ereignisfreie Überlebenszeit in der Durvalumab-Gruppe, mit einer stratifizierten Hazard Ratio (HR) von 0,68 für Progression, Rezidiv oder Tod.

  • Nach 12 Monaten fand sich eine ereignisfreie Überlebensrate von
    • 73,4% unter Durvalumab gegenüber
    • 64,5% unter Placebo,
  • nach 24 Monaten waren es
    • 63,3% (Durvalumab) bzw.
    • 52,4% (Placebo).

 

Die Überlegenheit von Durvalumab fand sich auch in den meisten vorab geplanten Subgruppenanalysen, etwa nach demografischen Faktoren, Nikotinkonsum, Primärtumor- und Lymphknotenstatus und PD-L1-Expression zu Studienbeginn.

Eine pathologisch gesicherte komplette Remission fand sich in der endgültigen Analyse bei

  • 17,2% der Patienten in Gruppe 1 und
  • 4,3% der Patienten in Gruppe 2.

 

Unerwünschte Ereignisse traten bei nahezu allen Patienten in beiden Gruppen auf. Die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen (Grad 3 oder 4) war ebenfalls zwischen den Gruppen vergleichbar (42,4% in Gruppe 1 und 43,2% in Gruppe 2) und fanden sich vor allem während der neoadjuvanten Therapie. Nebenwirkungen, die zum Therapieabbruch führten, kamen bei 12,0% (Gruppe 1) und 6,0% (Gruppe 2) vor. Todesfälle, die möglicherweise auf die Studienbehandlung zurückzuführen waren, waren bei 1,7% der Patienten in Gruppe 1 und 0,5% der Patienten in Gruppe 2 zu verzeichnen. Immunvermittelte Nebenwirkungen traten erwartungsgemäß häufiger unter Durvalumab auf (23,7% vs. 9,3%), waren aber meist leicht bis mäßig ausgeprägt.

 

Fazit:

Bei Patienten mit operablem NSCLC kann die perioperative Gabe von Durvalumab plus eine neoadjuvante Chemotherapie Progression und Tod im Vergleich zu Placebo deutlich vermindern, so die Autoren. Neue sicherheitsrelevante Ereignisse wurden dabei nicht beobachtet.

Quelle:

Ruchalla E. Durvalumab zeigt bei operablem NSCLC deutliche Überlebensvorteile. Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2024; 18(02): 94 – 95. doi:10.1055/a-2272-1347

Publikationsdatum: 15. Mai 2024 (online)

Autorin Studienreferat: Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim