Screeningprogramme auf Frühstadien von Bronchialkarzinomen, etwa das National Lung Screening Trial (NLST), haben die Überlebenszeiten von Patienten zwar deutlich verbessern können. Dennoch sind auch nach der – scheinbar kurativen – Resektion von Frühstadien eines nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (Non-Small Cell Lung Cancer, NSCLC) Rezidive möglich.

Ein Team aus den USA hat nun die Muster solcher Rezidive und die Langzeitprognosen der Betroffenen untersucht. Alexandra Potter und ihre Kollegen haben dazu Daten des NLST herangezogen. Dabei handelte es sich um eine randomisierte Studie, die zwischen 2002 und 2004 mehr als 53000 Patienten mit hohem Risiko für ein Bronchialkarzinom aufgenommen und nach dem Zufallsprinzip 1 von 2 Screeningverfahren zugewiesen hatte: einer Low-Dose-CT oder einem konventionellen Thoraxröntgen. Dabei erfolgten im Abstand von jeweils 1 Jahr 3 Untersuchungen, anschließend wurden die Patienten bis insgesamt 2009 nachbeobachtet. Bei 2058 Screeningteilnehmern war dabei ein Bronchialkarzinom nachgewiesen worden.

Die Wissenschaftler identifizierten nun 497 Patienten, bei denen im Rahmen des NLST ein Tumor entdeckt worden war, darunter 284 (57,1%) mittels CT, 93 (18,7%) mit Thoraxröntgenaufnahmen und 120 (24,2%) außerhalb des eigentlichen Screenings (nach falsch negativem Befund, nach verpasstem Screeningtermin oder während der Nachbeobachtungszeit). Der Tumor im pathologischen Stadium I oder II war komplett reseziert worden (mittels Lobektomie oder Bilobektomie). Über eine mediane Nachbeobachtungszeit von 4 Jahren wurde bei 94 Patienten ein Rezidiv nachgewiesen, das entspricht einer Rate von 4,9/100 Personenjahre. Die kumulative Inzidenz der Rezidive betrug

  • über 2 Jahre 12,2% und
  • über 5 Jahre 20,1%.

 

Dabei betrug die Rezidivrate 4,2/100 Personenjahre (n = 66) bei den 388 Patienten mit pathologischem Stadium I, die entsprechenden 2- bzw. 5-Jahres-Raten lagen bei 10,2% bzw. 17,9%. Bei den 109 Patienten mit pathologischem Stadium II betrug die Rezidivrate 7,5/100 Personenjahre (n = 28), die entsprechenden 2- bzw. 5-Jahres-Raten lagen bei 20,2% bzw. 28,2%. Die mediane Dauer zwischen primärer Lobektomie und Diagnose des Rezidivs betrug 18,8 Monate (22,9, 20,2, 30,6 bzw. 12,8 Monate für das Stadium IA, IB, IIA, IIB). Bei den meisten Patienten traten die Rezidive als Fernmetastasen (50%) oder kombiniert lokoregional und in Form von Fernmetastasen auf (31,9%). Ausschließlich lokoregionale Rezidive waren selten (3–5%). Dabei wurde nur gut ¼ (Stadium I) bis gut ⅓ (Stadium II) der Rezidive im 1. Jahr postoperativ erkannt – die Mehrzahl erst zwischen den Jahren 1 und 4.

Am niedrigsten war die Rezidivrate bei denjenigen mit Tumordiagnose in einer Screening-CT (im Vergleich zu den Betroffenen, deren Tumor entweder beim Thoraxröntgen oder nicht durch das Screening entdeckt worden war). Prädiktoren für eine höhere Rezidivrate umfassten die Tumorgröße (Subdistribution Hazard Ratio [sHR] 1,02), höheren Nikotinkonsum in Form von Pack Years (sHR 1,01R) und einen pathologischen N1-Status (sHR 2,35).


  • Die mediane Überlebenszeit, gerechnet ab der Diagnose des Rezidivs, betrug (unabhängig von der Todesursache) bei Patienten mit Stadium I 28,9 Monate (bei lokoregionalen Rezidiven, Fernmetastasen bzw. beidem 63,0, 23,1 bzw. 9,8 Monate),
  • bei Patienten mit Stadium II waren es entsprechend 10,2 Monate (28,9, 8,7 bzw. 10,2 Monate bei lokoregionalen Rezidiven, Fernmetastasen bzw. beidem).

 

Fazit:

Trotz kompletter Resektion eines per Screening entdeckten NSCLC kommt es in jedem 5. Fall zu einem Rezidiv, so die Autoren. Dabei wurde die Mehrzahl dieser Rezidive erst nach dem 1. Jahr diagnostiziert – es stellt sich also die Frage, ob nicht auch nach Jahr 1 die Kontrollintervalle kürzer sein sollten. Einschränkend gilt, dass im NLST Faktoren wie Tumormutationen, Invasion der Lymphgefäße oder der Pleura visceralis nicht dokumentiert sind, die aber ebenfalls Rezidive beeinflussen können.

Quelle:

Ruchalla E. National Lung Screening Trial: Rezidive nach kompletter Resektion eines NSCLC. Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2024; 18(03): 171 – 172. doi:10.1055/a-2272-1817

Publikationsdatum: 8. August 2024 (online)

Autorin Studienreferat: Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim